Titel: Die schöne Frau Seidenman

Schlagworte: Die Situation der Menschen in Warschau während der deutschen Besetzung (aufgezeigt auch durch die Portraitierung einzelner Personen), Verfolgung, Rettungsaktionen aus humanistischen oder finanziellen Gründen, das Warschauer Ghetto,
Gedanken: zur Geschichte Polens, zum Nazismus, zum Kommunismus, zum Nationalismus, zur Demokratie, auch zum Verhalten des einzelnen Menschen in einem der aufgeführten Führungssysteme..

Am Schluss des Buches finden wir "Anmerkungen des Übersetzers zu den Seiten" und eine Hilfe "Zur Aussprache der polnischen Namen"

Orte: Warschau
Namen: Der Schneider Kujawski (durch günstige Fügung später Besitzer einer großen Näherei), der humane (frühere) Richter Romnicki, der Arzt Dr. Ignacy Seidenman (Röntgenologe und Wissenschaftler), dessen Ehefrau Irma (später unter dem Namen Maria Magdalena Gostomska die deutsche Besatzung überlebend), Bronek Blutman (selbst Jude, verrät andere Juden, um darau Vorteile zu erzielen, z umindest, um so zu überleben), Henryk Fichtelbaum (junger, nichtreligiöser Jude und sehr guter Schüler in den naturwissenschaftlichen Fächern), dessen bester führerer Schulfreund Pawelek Krzynski, die katholische Schwester Weronika (hilft jüdischen Kindern zu überleben, indem sie diese den Katechismus und christliche Gebet lehrt), Wiktor Suchowiak (in seinem gesamten Leben, unter verschiedenen Staatssystemen auf der Verliererseite), der Parteigenosse und Direktor Müller (in Polen zwischen Polen und Deutschen aufgewachsen und weltoffen), der alte Uhrmacher Flisowski (ist bereit, ruhigen Juden Unterschlupf zu gewähren), der Eisenbahner Filipek (würde gern Lokomotiven präparieren und zur Explosion bringen, damit der deutsche Nachschub erschwert wird, unterlässt dies jedoch, da Loks auch Züge mit Polen oder Züge ins Ghetto ziehen), der Altphilologe Dr. Adam Korda (flüchtet sich gedanklich in die Antike), der deutsche Polizeioffizier Stuckler (hält sich strikt an seine Vorschriften)
Ereignisse: In dem Buch blickt der Autor auf eine auch für ihn finstere Zeiten zurück. Er hat selbst den Warschauer Aufstand erlebt und war danach im KZ Sachsenhausen.
Der Autor portraitiert verschiedene Menschen zur Zeit der Besetzung Warschaus. Er zeigt oft auf ironische Art ihr Miteinander und Gegeneinander auf, zeigt wie nahe Mitmenschlichkeit und Profitgier liegen, teilt Menschen einerseits nach Herkunft ein, aber auch nach Religion und macht sich Gedanken zum Leben der Menschen in Systemen von Tolitarismus oder Demokratie.
Dabei zieht der Autor weitere Beispiele aus der Geschichte heran, um beispielweise aufzuzeigen, dass in der Geschichte selbst Demokratien in Griechenland das Sklaventum kannten.
Der Autor nimmt selbst Verbrecher in Schutz, wenn er meint, das Verhalten der Menschen sei stark durch ihre Umwelt (das jeweilige Führungssystem) geprägt. Das Leben sei immer ein Rollenspiel gewesen, wobei es auch immer ein Oben und ein Unten gegeben habe.

Das Buch mit ernstem und oft traurigem Inhalt geht einem sehr nahe, ist dank der teilweise lockeren, teilweise ironisierenden Erzählweise jedoch gut zu lesen.
Autor/en: Andrzej Szczypiorskij
Jahr/Jahre: vorwiegend 1939 - 1945
Verlag: Diogenes
ISBN: 3 - 257 - 21945 - 8