Titel: Gedächtnis mit Flügeln |
Schlagworte: Frankreich 1930 – 1944, Resistance, Erste Liebe, Drachenbau, Adoleszenz, Krieg in der Normandie, die französische Kochkunst |
Orte: Frankreich: Normandie; Polen (an der deutschen Grenze) |
Namen: Ludovic Fleury, Ambroise Fleury, Lila, Hans, Tad (junge Leute) |
Ereignisse: Dorfleben, deutscher Einmarsch, Widerstand Am Beispiel seines alten Onkels Ambroise, der die Kinder in einem abgelegenen Dorf in der Haute-Normandie mit ständig neuen Drachen erfreut, schildert Ludovic seine frühe Jugend, seine erste Liebe; weiterhin seine Tätigkeit für die französische Résistance (insbesondere beim Retten abgeschossener alliierter Flieger), die Landung der Alliierten und die heftigen Kämpfe gegen die Deutschen, die Befreiung des Landes, sowie die Rückkehr des Onkels aus dem KZ. Ludo lebt auf dem Dorf, der Roman beginnt mit seinem 10. Lebensjahr. Er lernt Lila, die Tochter eines polnischen Adeligen kennen, der hier seinen Sommersitz hat, ihre Brüder und den deutschen Neffen Hans. Zwischen Hans und Ludo entbrennt eine heftige Konkurrenz um Lila, die Ludo Jahre später gewinnt. Als die Deutschen 1940 das Land erobern, nutzt der Pazifist Ambroise seine Drachen immer mehr zur politischen Demonstration, bis er nach der Razzia vom Vel’ d’Hiv, der auch viele jüdische Kinder zum Opfer fielen, sieben gelbe Sterne in den Himmel steigen lässt. Er muss in den Süden ausweichen, in das Dorf Le Chambon-sur-Lignon in den Cevennen, dessen Bewohner unter der Leitung ihres Pfarrers André Trochmé Tausende jüdischer Kinder in der Region verstecken und dadurch ihr Leben retten. Inzwischen schliesst Ludo sich der Résistance an, seine Gruppe birgt abgeschossene Flieger der Alliierten und schleust sie ins Ausland. Mit Hilfe einer jüdischen Agentin unterwandern sie den örtlichen NS-Apparat und können viele nützliche Tipps nach London geben. Die heftige Bombardierung der Normandie nach der Landung der Alliierten erleben Ludo und Lila in ihrem Zentrum. Später wird Lila wie viele Mädchen in Frankreich geschoren, da sie mit Deutschen geschlafen hatte, um Geld zu verdienen. Demonstrativ heiratet Ludo sie im selben Dorf, noch einmal frisch geschoren, womit ihre Liebe sich nach 14 Jahren erfüllt. Der Onkel kommt heil aus dem KZ zurück, ein neuer Drachen verkündet schon von weitem seine Rückkehr. Die natürliche erotische Konkurrenz zwischen den beiden Jugendlichen, dem Deutschen und dem Franzosen, um Lila, wird durch den Krieg verschärft. Viele junge Leute sterben, Gary beschönigt nichts. Die Überlebenden müssen das Leben neu lernen, das heißt, vor allem die Liebe im weiteren Sinn. Dies ist ein in Deutschland wenig bekanntes Werk des berühmten Bestseller-Autors der Nachkriegszeit, die Summe seines Weltbildes und seiner Erfahrungen, auch ein Liebesbekenntnis zu seiner Wahlheimat Frankreich, unter anderem auch zu deren Kochkunst. Es erschien in Frankreich in seinem Todesjahr 1980. Das durchgehende Motiv des Drachenbaus und ihres Steigenlassens und das der ersten Liebe sprechen junge Leserinnen und Leser besonders an. Gary legt, wie in seinem Buch von 1945 „Europäische Erziehung“, ein eindrucksvolles Bekenntnis zur Humanität und auch zu Europa ab. Obwohl er selbst französischer Jagdflieger gewesen war, sind seine Figuren nie schwarz-weiß gezeichnet. |
Erzeugnisse: Flugdrachen |
Autor/en: Romain Gary |
Jahr/Jahre: 1930 - 1944 |
Verlag: Aufbau |
ISBN: 3351015003 |
Seitenzahl: 410 |
Empfohlen von: Reinhard Finck |